Zum Inhalt springenZur Suche springen

Forum Versicherungsrecht am 15.02.2024: Maklerkonsolidierung

Das erste Forum Versicherungsrecht des Jahres 2024 fand am 15. Februar zu dem Thema „Maklerkonsolidierung“ in hybrider Form statt.

Den Veranstaltungsflyer finden Sie hier

Für die Vortragsunterlagen wenden Sie sich bitte direkt an die Referierenden. 

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Professor Looschelders die insgesamt erschienenen rund 100 Präsenz- und Onlineteilnehmenden. Nach einer kurzen allgemeinen Einführung in die Thematik durch Herrn Dr. Jan Schröder, LL.M., Allen & Overy LLP Düsseldorf, folgte ein Vortrag von Herrn Ralph Rockel, Vorstandssprecher der MRH Trowe AG Holding, der unter dem Titel „Strategische Fusionen – Wie Konsolidierungstrends im Maklermarkt der nachhaltigen Unternehmensentwicklung dienen können“, die Maklerkonsolidierung aus wirtschaftlicher Perspektive beleuchtete. Im Anschluss referierte Frau Dr. Antonia Meister, Justiziarin der GGW Group GmbH, über die „Konsolidierungsprozesse im Maklermarkt – Chancen und Risiken für Unternehmer und Unternehmen aus rechtlicher Sicht“.

Rockel stellte zunächst klar, dass die im Rahmen der Konsolidierung erfolgenden M&A Prozesse immer dazu dienten, einen Mehrwert für Kunden zu schaffen. Diese Prozesse seien weltweit zu beobachten, wobei die USA und UK dem deutschen Markt in ihrer Entwicklung bereits einige Jahre voraus seien. Gerade für Private Equity (PE) Unternehmen sei der internationale Markt kapitalanlagetechnisch interessant. In Deutschland treffen Investoren laut Rockel auf einen „robusten“ Versicherungsmarkt. Noch sei der Markt fragmentiert, er wachse jedoch und sich automatisch verlängernde Versicherungsverträge stellten ein planbares Geschäft dar. Im Bereich der Industriemakler könne bereits ein deutlicher Konsolidierungsprozess beobachtet werden. Mit zurzeit 75 Industriemaklervertrieben handele es sich um rund 30 % weniger Vertriebe als im Jahr 2020.

Auch die Tektonik, der führenden in der Konsolidierung aktiven Marktteilnehmenden – wie GGW und MRH Trowe – habe sich in den letzten Jahren verändert und werde sich in den nächsten Jahren verändern. Neun von zehn führenden Industrieversicherungsmaklern wiesen eine aktive M&A Tätigkeit auf und seien anorganisch aktiv. Als Zwischenergebnis prognostizierte Rockel – mit Verweis auf die Ergebnisse in UK – eine Plateaubildung hinsichtlich der Anzahl an Transaktionen und damit eine Konzentration des Marktes auf weniger Teilnehmende, jedoch ohne oligopolistische Stellung. Je weiter fortgeschritten die Konsolidierung des Marktes sei, desto weniger müsse mit einem Marktbeitritt neuer Investoren gerechnet werden.

Grund für diese Entwicklung sei die Überlegung der Maklerunternehmen wie sie ihr Unternehmen nachhaltig und zukunftssichernd gestalten könnten. Unternehmensentwicklung. Die restriktive Zahlungspolitik, sinkende Kapazitäten sowie Ressourcenengpässe auf Seiten der Versicherer führten dazu, dass nur noch den „großen“ Maklern besondere Angebote unterbreitet würden. Gleichzeitig kauften die Mandanten professioneller ein, verglichen Produkte und missen der persönlichen Bindung zu einem Makler immer weniger Bedeutung zu. Durch die fortschreitende Konsolidierung schwinde einzelnen Maklern die Verhandlungsmacht, während bereits konsolidierte Makler von den Workflow-Optimierungsprozessen des Zusammenschlusses, beispielsweise für IT-Sicherheit, profitierten und so über adäquatere Budgets für andere Bereiche verfügten. Nicht zuletzt sei auch der Fachkräftemangel ein Grund für Maklerunternehmen, eine Konsolidierung anzustreben.

Die Attraktivität solcher Zusammenschlüsse für den Mandanten auf der anderen Seite sah Rockel in einem ganzheitlichen Beratungsangebot durch spezialisierte Fachteams mit Zugang zu internationalen Märkten sowie der Schaffung digitaler Mehrwerte. Ziel sei es auch, die Attraktivität als Arbeitgeber im Maklermarkt zu steigern, die Technologie- und Innovationsführerschaft zu übernehmen und nachhaltige Profitabilität zu erreichen. Dabei werde jede Transaktion von dem strategischen Rational geleitet, dass sie der Schöpfung von Mehrwerten zu dienen bestimmt sei. Es gelte der Grundsatz „buy for sense, not for size“ und aktuell befasse sich die MRH Trowe mit dem Ausbau ihres Beratungsangebots im Kreditversicherungssektor.

Neben den Transaktionen als solchen sei aber vor allem die anschließende Integration der Unternehmen, also die wirtschaftliche Organisation des Zusammenschlusses entscheidend. Besonders in den Bereichen „Finance & Controlling“ und „People & Culture“ erfolge eine Integration und Angleichung innerhalb des Zusammenschlusses. Ob in diesem Integrationsprozess eine Marke behalten oder eine Verschmelzung von Unternehmen vorgenommen werde, sei abhängig von der Marktstellung sowohl des hinzukommenden Unternehmens als auch der MRH Trowe selbst.

Wichtig seien in der Integration besonders die Datenmigration und Steuerung im Sinne von Kommunikationswegen. Hierbei werde auf die Harmonisierung von Technik und Infrastruktur gebaut. Je höher die erreichte Integrationstiefe sei, desto mehr Synergien ergeben sich und desto niedriger sei das wirtschaftliche Risiko für den Zusammenschluss.

Rockel resümierte, dass durch den von der MRH Trowe verfolgten integrativen Ansatz gerade Transaktionen die nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit von Maklerunternehmen sicherten und somit Mitarbeitenden wie Kunden Mehrwerte böten.

Nahtlos weiter ging es dann mit dem Vortrag von Frau Dr. Antonia Meister. Nach einer kurzen Unternehmensvorstellung erklärte Meister zunächst, dass die GGW Group ihren Maklern und Assekuradeuren auf zwei verschiedenen Ebenen strategische Vorteile biete. Während in den Bereichen „Finance, Legal & Compliance“ sowohl Maklern als auch Assekuradeuren dieselben Infrastrukturen zur Verfügung gestellt werden, biete die GGW Group beiden Zentralbereichen jeweils zusätzlich auch spezifische für die Gruppe einheitliche Produkte an. Für alle Gruppenmitglieder sei zudem eine eigene Karriereplattform errichtet worden, um Fachkräfte zu akquirieren.

Als Gründe für Konsolidierungsprozesse sah auch Meister steigende regulatorische Anforderungen, steigende Kosten, den Fachkräftemangel und die Überlegung der Makler und Assekuradeure, wie die Zukunft ihrer Unternehmen aussehen solle.

Anders als MRH Trowe „sammle“ die GGW Group die Unternehmen jedoch nebeneinander. Ziel sei es, die Unternehmen als solche – ihre Marke – zu behalten und ihre Autonomie zu wahren. Die wirtschaftliche Motivation für den Gruppenbeitritt ergebe sich aus den Vorteilen der Beteiligung an der Gruppe. Dabei stellte Meister klar, dass die GGW Group gerade den Begriff der Gruppe, geprägt von einem Zusammenschluss, dem des „Konsolidierers“ vorziehe. Die Gruppe präge eine Partnerschaft auf Augenhöhe, bei der sowohl die Geschäftsführung als auch die Mitarbeitenden des beitretenden Unternehmens gehalten würden. Beitreten würden sowohl große wie auch kleine Unternehmen, die als Generalisten oder Spezialisten am Markt tätig seien; entscheidend sei, dass die beitretenden Unternehmen zur Marktführung der Gruppe beitragen.

Nach einer kurzen Darstellung des Ablaufs einer Transaktionsverhandlung stellte Meister dann die rechtlichen Risikopunkte einer Konsolidierung dar. Neben noch ungeklärten Fragen zum ZAG seien diese vor der Transaktion vor allem im Kartellrecht und den Inhalten einer „Due Diligence“ zu finden.

Nach der Transaktion umfassten die Risikopunkte unter anderem die Rechtsgebiete: Gesellschaftsrecht, IT-Security/Cyber, Datenschutz & Compliance sowie Arbeitsrecht. Aber auch die rechtlichen „Red flags“ aus der Due Diligence würden dann aufgearbeitet. Mittel des rechtlichen Risikomanagements seien einheitliche Geschäftsordnungen, gruppenübergreifende Haftpflichtversicherungen und Musterarbeitsverträge – wobei die Autonomie der Unternehmen nicht angegriffen werde. Als häufige Praxisbeispiele nannte Meister die Umwandlung einer GmbH & Co. KG in eine GmbH, die rechtliche Betreuung von Bestandsübertragungen und die Überarbeitung problematischer Lizenzverträge. Anders als die MRH Trowe nutze die GGW Group aus Cybersicherheitsaspekten keine einheitliche IT-Infrastruktur.

Meister resümierte dann, Ziel sei zwar eine frühzeitige Einbindung und auch Abbindung rechtlicher Risiken während der Gruppeneingliederung, abzuwägen gelte jedoch immer die Autonomie der Beitretenden mit der rechtlichen Sicherheit der gesamten Gruppe.

Traditionell wurde die Veranstaltung durch eine von Professor Michael angeregte Diskussion der Teilnehmenden und der Vortragenden geschlossen.

Das nächste Forum findet am 13. Juni 2024 im Haus der Universität und online via Zoom statt, wozu wir Sie herzlich einladen möchten.

Verantwortlichkeit: